Das Ende sportlicher Aktivitäten?
von Thomas Sepp, Physiotherapeut und Experte
Ein Bandscheibenvorfall bedeutet nicht das Ende leistungsorientierter sportlicher Aktivitäten ...
Mein Patient erlitt im Spätherbst 2015 einen Bandscheibenvorfall im Bereich der LWS. Die Folgen waren starke Schmerzen im unteren Rücken, Ausstrahlungen vor allem in das Kniegelenk, einhergehend mit massiven Gefühlsstörungen im gesamten Bein. Sitzen und zum größten Teil auch das Liegen waren schmerzbedingt fast unmöglich. Ein speziell für den Patienten abgestimmtes physiotherapeutisches Programm zur Schmerzlinderung und zur anschließenden Stabilisierung der Lendenwirbelsäule wurde mit dem Patienten besprochen und abgestimmt.
Vordergründiges Ziel war die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, aber auch ein zu diesem Zeitpunkt hochgestecktes Ziel, nämlich die Alpenüberquerung mit dem Mountainbike von Schruns Tschaguns in Vorarlberg nach Colico an den Comer See. Bei dieser Trans-Alp Überquerung galt es insgesamt 361 Kilometer und 9.643 Höhenmeter in sechs Tagesetappen zu bewältigen. Beide Ziele waren für meinen Patienten Motivation genug, um ein intensives krankengymnastisches Programm zu bewältigen.
Mittels der manuellen Therapie, einem individuelle an das Krankheitsbild angepassten Trainingsplan und ein auf den Patienten abgestimmtes Hausaufgabenprogramm, sowie eines sich daran anschließendes Trainingsprogramm mittels Krankengymnastik am Gerät, das von dem Patienten in vorbildlichster Art und Weise durchgeführt wurde, führten zu einer zunehmenden Besserung bereits nach ca. 3 Wochen.
So konnte relativ schnell eine Belastungssteigerung vorgenommen werden. Ab März trainierte der Patient bereits nach einem Trainingsplan, abgestimmt für das Vorhaben Trans Alp, zuerst auf dem Heimergometer und danach auf dem MTB .
Wesentlich für ein Vorhaben wie der Trans Alp, bei der man am manchen Tagen bis zu 10 Stunden auf dem Bike verbringt, ist eine optimale Sitzposition, die auf die Bedürfnisse bzw. auf das Krankheitsbild des Patienten optimal abgestimmt waren. Aus diesem Grunde wurde als weitere wichtige Maßnahme die Sitzposition mit dem Dartfish - Analyseprogramm sowie eine Satteldruckmessung durchgeführt. In mehreren Schritten wurde die Sitzposition für das Vorhaben der Alpenüberquerung optimiert.
Im Juli 2016 stand dann die Alpenüberquerung auf dem Programm. Zweifelsohne eine Höchstbelastung für die Wirbelsäule und die Bandscheibe. Trotz dieser großen Strapazen für den Bewegungsapparat erreichte der Patient ohne Rückenprobleme das Ziel am Comer See.
Dies war jedoch nur möglich, weil eine gute Kooperation Therapeut-Patient, ein speziell abgestimmtes Reha – Programm und das Verständnis seitens des Patienten für das Übungsprogramm, jede Menge Eigenmotivation, sowie eine Sitzpositionsoptimierung und eine beispielhafte Disziplin vorhanden waren.
(Anmerkung: In über dreißig Berufsjahren hatte ich selten einen Patienten, der sein Programm mit solcher Beispielhaftigkeit, Disziplin und Motivation durchgeführt hat) Dieser Fall sollte Motivation und Ansporn für all diejenigen sein, die der Meinung sind, ein Bandscheibenvorfall, sei er auch noch so schwer, sei das Ende sportlicher oder Leistungssportlicher Aktivität.
In diesem Sinn „Alles ist möglich“
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